Publikationen


 

Aus dem Prospekt zu der Ausstellung „Ikonografie der Gegenwart”:

Die ungewöhnliche Welt eines jeden Menschen

 

Es existiert nur die anfängliche Idee, ein paar ausgewählte Elemente,

und danach bleibe ich mit der Arbeit im Dialog.

Martin Barysch

 

 

Am Anfang war... das Ereignis. Und aus ihm ging auf dem Wege langer, anstrengender und zielstrebiger Arbeit das Werk hervor. Jeder Arbeitsschritt war geplant und wurde bewusst unternommen. Trotzem kann das Endergebnis immer wieder überraschend sein. So wie das Leben. Man muss nur gekonnt den eigenen Weg wählen und nicht von ihm abweichen.

 

„Vigrafia” / Vigrafie ist eine Technik, die eine Vielfalt an Möglichkeiten bietet. Sie verbindet die Elemente der Malerei, Grafik, Zeichnung und der Fotografie. Einzelne, vorher vorbereitete Fragmente der sich entfaltenden Komposition werden digitalisiert und dann auf dem Wege mehrstündiger Arbeit miteinander verbunden – der Prozess erinnert an das Auflegen aufeinander folgender Lasur-Schichten bei den Ölbildern der flämischen Meister. Auf dem Wege zu dem finalen Werk entsteht eine digitale Kollage aus Elementen der traditionellen Kunst.

 

Jede Vigrafie ist eine vollständige Erzählung – die Geschichte eines Jedermanns und seiner Umgebung. Es ist die Erzählung über einen realen Menschen, die in das Land des künstlerischen Zaubers entführt, wo die Klarheit der Schönheit sich mit dem Dunkel des Unaussprechbaren verbindet. Alles wird durch lebendige Farben und die hinter ihnen verborgenen reinen Emotionen begleitet. Der Held unserer Zeit ist manchmal verloren, manchmal baut er Verbindungen mit der inneren Welt auf, manchmal beobachtet er die Umgebung. Und wir? Sicher auf der anderen Seite der Komposition versteckt, begleiten wir ihn auf dieser Reise.

 

Marcin Barysz baut ungewöhnliche, scheinbar märchenhafte Welten auf, die dennoch stark in der Realität verankert sind. In ihnen wird der „Schamane“ zu einem nicht unbedingt idealisierten Idol und viele Augen beobachten unser Verhalten („Wir sind nicht allein“). Die Arbeiten berühren tiefe existenzielle Fragen und erwecken in uns ebenfalls Fragen. Der Künstler beobachtet und analysiert, nimmt aktiv am Leben teil, das er in seinen Arbeiten dokumentiert. Er zeigt Menschen, Tiere, Landschaften – alles wird zu einer Geschichte ohne Worte – voller Emotionen und Farbe. Er gibt uns die Idee, als Werkzeug für die weitere Ergründung des Bildes. Und was machen wir daraus? Nun, das ist schon unsere eigene Wahl.

 

Aleksandra Madej – Galerie Varietes 2016